
Beatrice Lily Pereira, Trustee des Prajna Counselling Centre
„Ich habe die Schule nach der 11. Klasse verlassen. Obwohl meine Eltern beide als Lehrer gearbeitet haben und ihnen die Ausbildung ihrer sieben Kinder sehr am Herzen lag, konnten wir uns meinen Collegebesuch nicht leisten. Ich begann einen Stenographiekurs zu besuchen um meine Mutter finanziell unterstützen zu können, aber nach einem Monat heiratete ich und beendete den Kurs vorzeitig.
Von der Ehe mit meinem Mann Joe habe ich viel profitiert und ich konnte viel von ihm lernen. Bis 1990 haben wir wegen Joes Anstellung in Kuweit gelebt. Nach unserer Rückkehr nach Indien habe ich Hilda, die Direktorin von Prajna, kennengelernt und seitdem standen wir in guten wie in schlechten Zeiten an ihrer Seite, haben sie moralisch und Prajna finanziell unterstützt. Wenn Hilda mit mir reden möchte, dann ruft sie mich an. Sie ruft auch meinen Mann Joe an.
Seit 2011 bin ich zudem Vorstandsmitglied dieser NGO. Wenn es mir möglich wäre, würde ich sie noch mehr unterstützen.Es ist schwer für mich, sie aufgrund ausstehender staatlicher Zuschüsse so kämpfen zu sehen. Es gibt viele soziale Einrichtungen, die von ihrer Arbeit finanziell profitieren wollen, aber das ist nicht der Fall bei Prajna. Ich denke, dass gute Menschen sich angesprochen fühlen und ihr helfen sollten. Hilda ist eine so aufrichtige Frau, sehr gebildet und belesen, die Kaste oder die Religion einer Person zählen für sie nicht.
Vor einigen Jahren ist mein Mann erblindet, was unseren Alltag manchmal erschwert. Morgens lese ich ihm immer aus der Zeitung vor, Nachrichten aus Indien und weltweit. Er hat aber seinen Humor behalten, was mich sehr glücklich macht. Manchmal sagt er Dinge wie „Wir sehen uns später“ oder „Lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben“. Wir lieben es zu reisen. Andere Länder kennenzulernen, mit den Menschen zu reden, mehr über ihre Kultur zu erfahren und ihr Essen – das alles finde ich sehr spannend.
Was es für mich heißt als Frau in Indien zu leben? Ich muss mir keine Sorgen machen, weil ich eine Frau bin, ich muss lediglich vorsichtig sein. Häufig sagen sie „Aber wenn sie sich so anzieht, ist sie doch selber schuld!“. Was ist das für ein Argument? Das rechtfertigt keineswegs ihr Verhalten.
Ich denke nicht viel an mich, ich denke an Andere. Meine Familie steht an erster Stelle: mein Ehemann, meine Kinder, meine Enkel. Für mich gehören aber auch andere Menschen zu meiner Familie, so auch Hilda. Meine Botschaft? Ich kann nicht viel dazu sagen, aber ich glaube an die Liebe. Wenn man viel davon hat ist man glücklich und Andere sind es auch.“
“I finished school after 11th standard with a SSLC (Secondary School Leaving Certificate). Although my parents were both teachers and very strict about my six siblings’ and my own education, they couldn’t afford to send me to the college. I wanted to learn shorthand typing and to help my mother financially, but one month later I got married and quit the course. Through the marriage with Joe I got everything. I have learned so much from him. Until 1990, we were staying in Kuweit because of Joe’s work. When we returned, I got to know Hilda and since then, I have been with her, for good and for bad. Whenever Hilda wants to speak to me, she calls me. She also calls my husband Joe. We are giving her moral support as well as financial support for Prajna, since 2011 I have also been a trustee of the NGO. If I could, I would have given her even more support.
Hilda has got too much pressure: the government grants are not coming. There are many social institutions who want to make money out of their work: But this is not at all the case with Prajna.
I feel that good people should come forward and help her. Hilda is such a straightforward woman. She is so educated and knowledgeable, and she does not care about caste or religion.Sometimes, it is difficult. My husband is blind. In the morning, I read aloud to him, national and international news. He has kept is humour and I am very happy about that. “See you later”, he sometimes says, or “It’s been a long time we haven’t seen each other”. We love to travel. I like to visit places and to meet people, to get to know their culture, their food.
You are asking me, what it means to be a woman in India? I do not have to worry about being a woman, but I have to take care. Then they say: “They have not dressed properly!” What is that? It does not justify at all their behaviour.
I do not think about me, but I think about others. My family comes first: my husband, my children, my grandchildren. But then other people are part of my family, too. Hilda is one of them. My message? I can’t say much, but I believe in love. If you have plenty of that, you are happy and others are happy, too.”